Normale Standardschlepper aus der Landwirtschaft bewiesen ihre Zugstärke beim Bauern-Tractorpulling in Obermeitingen. Wer schaffte ein Full-Pull?
Quasi mit dem Schlepper vom Güllefahren zum Wiegen und dann auf die Piste. 98 Standardtraktoren wollten in fünf Gewichtsklassen ihre Zugkräfte messen. Keine hochgezüchteten bis zu 10 000-PS starken Boliden (ähnlich wie in der Formel 1), sondern vom Oldtimer bis zum neuesten Model traten normale Standardtraktoren in Obermeitingen bei Augsburg an. Denn die dortige Burschenschaft feierte 50-jähriges Jubiläum und an Fronleichnam haben sie dazu ein Traktorpulling organisiert.
Großer Andrang an Traktoren und Besuchern
Tractorpulling ist ein Motorsport, bei dem ein mit Gewichten beladener Bremswagen mit einem Zugfahrzeug möglichst weit geschleppt werden muss (siehe Kasten). Der Andrang an Fahrern und Schleppern war so groß, dass sie einen Anmeldstopp aussprechen mussten. Auch der Besucherstrom war gewaltig. Die Piste war perfekt hergerichtet, auch ein professioneller Bremswagen stand parat. So konnte man den Wettbewerb auch in verschiedenen Gewichtsklassen problemlos ausrichten.
Nach jedem Durchgang wurde der Bremswagen zurückgezogen und die Brems- und Reifenspuren wurden schnell mit Erdschieber- und Walzengespannen wieder präpariert für den nächsten Versuch. Ziel ist es, den Bremswagen die komplette Strecke durchzuziehen und einen Full-Pull zu erreichen. Leider schafften das in den jeweiligen Gewichtsklassen nur sehr wenige. Das gelang zum Beispiel auch Anni Wirth mit ihrem Deutz-Fahr Agrostar 6.38 mit 125 PS in der 5-t-Klasse, eine der wenigen teilnehmenden Frauen. Auch Thorsten Becker schaffte mit dem 100-PS-starken IHC 1046 einen Full-Pull in der 7-t-Klasse bzw. Josef Wirth mit dem Agrostar 8.31 (230 PS) in der 9-t-Kategorie.
Ein Tractorpulling findet auf einer lehmig-festen, ebenen Bahn von bis 100 m Länge statt. Mit jedem gefahrenen Meter wird es immer schwieriger für die Traktoren. Denn der speziell für diesen Motorsport entwickelte Bremswagen sorgt für immer mehr Zugwiderstand und bringt die Motoren bis an ihre Leistungsgrenzen.
Klasseneinteilung beim Tractorpulling
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten von Fahrzeugen, die dabei zum Einsatz kommen. In der Bauern-Klasse kommen Serienschlepper mit Straßenzulassung ohne große Veränderungen zum Einsatz. In der Standard-Klasse fahren Serientraktoren, die geringfügig für den Einsatz im Tractorpulling vorbereitet wurden. In der Sport-Klasse dürfen die Motoren der Traktoren getunt werden. In der Pro-Stock-Klasse basiert der Traktor auf einem Serienschlepper und darf mit maximal einem Turbolader ausgerüstet werden. Als Treibstoff ist nur Diesel erlaubt. Ein Super-Stock-Traktor muss das originale Aussehen behalten, aber bis auf den Motorblock und dessen Position im Traktor hat ein Super Stock nichts mit einem Serientraktor gemein. In der Freien Klasse starten selbstgebaute Prototypen in verschiedenen Gewichtsklassen. Merkmale dieser Fahrzeuge sind der leichte Grundrahmen, auf dem ein bis mehrere Motoren montiert wurden sowie ein Stahlkäfig, in dem sich der Fahrer befindet. Da diese Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit und Drehzahl fahren, sind die speziell angefertigten Reifen mit einem besonderen Profil versehen, das eine Kraftübertragung mit hohem Schlupf ermöglicht. Freie-Klasse-Traktoren fahren oftmals mit Methanol, da dieses hohe Ladedrücke bei gleichzeitiger Innenkühlung des Motors ermöglicht. Leistungen von über 7000 PS sind dabei keine Seltenheit. Es gibt auch Einsteiger-Klassen mit Gartentraktoren für Kinder ab 8 Jahren.
Am späten Nachmittag beendete ein Gewitterschauer das Spektakel vorzeitig, sodass die 11-t-Schwergewichte bzw. die nach oben freie Klasse nicht mehr antreten konnten. Dennoch hatten alle Teilnehmen und auch die Zuschauer offensichtlichen Spaß bei diesem ungewöhnlichen Kräftemessen.
In Kaufbeuren findet am 11. 9. ebenfalls ein Tractorpulling statt. sü
Einsatzvideos auf der Facebookseite des Wochenblattes fb.com/Bayerisches LandwirtschaftlichesWochenblatt
Was ist Tractorpulling?
Das Tractorpulling entstand in den 1940-er Jahren in den USA aus dem auch heute noch betriebenen Horse Pulling. Die Bauern wollten wissen, wer den stärksten Traktor hat. Zu Beginn ließ man immer zwei Traktoren gegeneinander antreten. Die zwei Traktoren wurden mit einer Kette verbunden und mussten wie beim Tauziehen gegeneinander antreten. Später kam man auf die Idee, einen Felsbrocken zu ziehen. Weil das in der Praxis noch unbefriedigend war, entwickelte man das System des Step-On Sleds, bei dem die Zuschauer vom Rand der Bahn auf die vom Traktor gezogene Bremskufe sprangen und somit den Zugwiderstand streckenabhängig erhöhten. Das hatte großen Erfolg und wird auch heute auf Oldtimerschleppertreffen noch angewandt. In den 60-er Jahren wurde der Bremswagen entwickelt, auf dem ein Ballastbehälter zugstreckenabhängig von Rädern auf eine Bremskufe läuft und der Schlitten seinen Bremswiderstand stetig erhöht.
Das Tractorpulling verbreitete sich ab den 1970-er Jahren sehr schnell. Schon bald wurden Traktoren eigens für die Tractor Pulls gebaut. Es wurden immer größere und stärkere Traktoren gebaut. Nachdem die Leistung der gängigen V8-Motoren nicht mehr ausreichte, wurden auch Panzer- und Flugzeugmotoren sowie Hubschraubertriebwerke (Wellenturbine) mit hoher Leistung sowie mehrere Motoren eingebaut. Diese Traktoren starten in den Freien Klassen. Tractorpulling wird in Deutschland seit den späten 70er Jahren betrieben.
Klasseeinteilung beim Traktorpulling
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten von Treckern, die dabei zum Einsatz kommen. In der Bauern-Klasse kommen Serienschlepper mit Straßenzulassung ohne große Veränderungen zum Einsatz. In der Standard-Klasse fahren Serientraktoren, die geringfügig für den Einsatz im Tractorpulling vorbereitet wurden. In der Sport-Klasse dürfen die Motoren der Traktoren getunt werden. In der Pro-Stock-Klasse basiert der Traktor auf einem Serienschlepper und darf mit maximal einem Turbolader ausgerüstet werden. Als Treibstoff ist nur Diesel erlaubt. Ein Super-Stock-Traktor muss das originale Aussehen behalten, aber bis auf den Motorblock und dessen Position im Traktor hat ein Super Stock nichts mit einem Serientraktor gemein. In der Freien Klasse starten selbstgebaute Prototypen in verschiedenen Gewichtsklassen. Merkmale dieser Fahrzeuge sind der leichte Grundrahmen, auf dem ein bis mehrere Motoren montiert wurden sowie ein Stahlkäfig, in dem sich der Fahrer befindet. Da diese Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit und Drehzahl fahren, sind die spezial angefertigten Reifen mit einem besonderen Profil versehen, das eine Kraftübertragung mit hohem Schlupf ermöglicht. Freie-Klasse-Traktoren fahren oftmals mit Methanol, da dieses hohe Ladedrücke bei gleichzeitiger Innenkühlung des Motors ermöglicht. Leistungen von über 7000 PS sind in dieser Klasse keine Seltenheit. Es gibt aber auch Einsteiger-Klassen mit Gartentraktoren (Aufsitzmäher) für Kinder ab 8 Jahren.